Zwischen Intellekt und Gemüt

Feuerbach – akustisch
Eine multimediale Betrachtung
(im Dolby 5.1. Surround System)
(2006/07)

I. Initium
II. Vicus  –  Dorf
III. Urbs  –  Stadt
III./1. Mobilität
III./2. Promenadologie  – Spaziergangswissenschaft
IV. „Onser Feuerbach“
V. Quo vadis?
V./1. Recordatio
V./2. „Ubi bene, ibi patria!“

Gesamtdauer:   54’00’’

Erste öffentliche Vorführung: 24. März 2007 innerhalb der 1. Kulturnacht in Stuttgart – Feuerbach

Eine Einführung

Warum zieht es Menschen in die Städte?
Welche Veränderungen nehmen sie dabei in Kauf?
Wie kompensieren sie die dabei entstehenden Nachteile und wie erhalten sie sich ein menschenwürdiges Dasein?

Kommentar: Der Mensch an sich strebt, seinem Wesen folgend, nach einer permanenten Individualisierung seiner Person. Erst durch die anonyme Struktur von Städten wird eine Individualisierung dort möglich. In der Großstadt droht ihm Entwurzelung und Haltlosigkeit. Deshalb schafft er sich ein Schutzorgan: um zu überleben muss er lernen, mit dem Verstand zu reagieren und darf sich nicht allein auf sein Gemüt verlassen. Durch den ausschließlichen Gebrauch des Verstandes droht ihm aber die Verkümmerung seines Seelenlebens. Deshalb  ist eine Rückzugmöglichkeit ins Privat – Kleinstädtische unumgänglich.

Das größte Bemühen des ganzen Menschen muss es ein, eine Balance zwischen den beiden großen Antipoden Kosmopolitismus (Weltbürgertum) und dem Kleinstädtischen Ambiente zu finden – eine Offenheit und Toleranz dem Fremden und Unbekannten gegenüber und eine soziale Bindung im nachbarschaftlichem Miteinander.

Beschreibung: In einer Installation wird anhand eines Klangbildes die Vielfalt Feuerbachs aufgezeigt.
Zentrale Elemente des Klangbildes sind Alltagsgeräusche und -klänge Feuerbachs und ein Gedicht des Mundartdichters Karl Müller. Eine Klarinette wird mithilfe bekannter und unbekannter Melodien und Gesten als Projektionsfläche zur Verdeutlichung und Differenzierung der unterschiedlichen Klangbilder dienen.

I. Initium
Der Stuttgarter Stadtteil Feuerbach ist von Gegensätzen gekennzeichnet: einerseits sorgt er als Industriestandort für die notwendige wirtschaftliche Basis seiner Bewohner, anderseits ist es ihm gelungen, die Industrie jenseits des Bahnhofs zu bündeln und somit den Bewohnern auf der anderen Seite der Bahnlinie eine hohe Lebensqualität, eingerahmt von Weinbergen und Wäldern, zu ermöglichen. Die zu hörende evangelische Stadtkirche ist mit ihren Glocken  eines der ältesten Zeugnisse des Stadtteils.

II. Vicus  –  Dorf
Feuerbach war ländlich strukturiert. Von der Landwirtschaft ist nichts mehr zu spüren. Noch heute gibt es ein typisches Bild der im 19. Jahrhundert stattgefundenen Industrialisierung ab. Kleine und mittelständige Handwerksbetriebe wie Steinmetz, Installateur, Druckerei, Maschinenbau kennzeichnen den Wohnort.

III. Urbs  –  Stadt
Angeregt durch die von Lucius Burkhardt entwickelte Promenadologie ist es möglich, einen Stadtteil unter anderen, neuen Gesichtspunkten wahrzunehmen und zu erleben. Im ersten Teil dieses Abschnittes wird der öffentliche Nahverkehr – es kreuzen sich drei S – Bahnlinien, drei Stadtbahnlinien, und fünf Buslinien – erhörbar gemacht. Sie kulminieren am Feuerbacher Bahnhof.
Ein Ergehen zu Fuß beschreibt die Qualitäten der städtebaulichen Entwicklung des Stadtteils.

III./1. Mobilität
91:    Mähderklinge – Heimberg – Feuerbach Friedhof – Wildensteinstraße – Hohewartstraße – Wilhelm-Geiger-Platz – Kerschensteinerschule – Feuerbach Bf.
U6:    Feuerbach Pfostenwäldle – Sportpark Feuerbach – Feuerbach Krankenhaus – Wilhelm-Geiger-Platz – Feuerbach Bf.
U13:   Maybachstraße – Feuerbach Bf.
S4:    Feuerbach

III./2.   Promenadologie – Spaziergangswissenschaften
Home – Kehrwoche – Markt – Müllabfuhr – Innenhof – Burgenlandzentrum – Hallenbad – Bahnhof – Spitzbunker – Mauserstraße – Bregenzer Straße – Rathaus – Wilhelm-Geiger-Platz – Sportpark

IV. „Onser Feuerbach“ von Karl Müller
Geprägt ist der Stadtteil von seinen Bewohnern, von Menschen, die dem Neuen Platz schaffen ohne das Alte zu vernachlässigen. Dies ist vor allem in den im öffentlichen Raum gesprochenen Sprachen wahrnehmbar. So spürt man allerorts die Wurzeln des „Feuerbächer“ im Schwäbischen Dialekt. Der Heimatdichter Karl Müller weiß dies zu bewahren und zu dokumentieren.

V. Quo vadis?
Ein Stadtteil ist permanent Entwicklungen und Veränderungen ausgesetzt. Vielleicht ist es möglich, anhand der Beschreibung der Vergangenheit etwas über seine Zukunft zu entdecken.

Onser Feuerbach
von Karl Müller

Mir lebet en ‚ra schöna Stadt
die jedem was zu bieta hat.
Täler – Wald und Flur
a’Schmuckstück der Natur.
Doch was wär onser Städtele
ohne hübsche Mädele
ohne onsern wei’
ond Musikverei’
wo der spielt dös isch bekannt
isch älles ausser Rand und Band.
Trari trara – trari trara,
die Blasmusik isch immer da’.

Geselligkeit gibt’s vielerei’
bei Jahrgäng oder au’ Verei’
fendet viele Leut’
Spaß und Zeitvertreib.
Doch was wär.
Doch was wär onser Städtele
ohne hübsche Mädele
ohne onsern wei’
ond Musikverei’
wo der spielt dös isch bekannt
isch älles ausser Rand und Band.
Trari trara – trari trara,
die Blasmusik isch immer da’.

Bei Sport – Gesang oder Musik
da fendet andere ihr Glück
es isch a’ feine Sach’
en onserm Feuerbach.
Doch was wär onser Städtele
ohne hübsche Mädele
ohne onsern wei’
ond Musikverei’
wo der spielt dös isch bekannt
isch älles ausser Rand und Band.
Trari trara – trari trara,
die Blasmusik isch immer da’.